Der Tanz der Honigbienen

Viele Jahrhunderte lang haben Naturforscher beobachtet, dass Honigbienen sich ueber Endeckungen ausserhalb des Bienenstocks austauschen. Nichtsdestotrotz blieb das System der Kommunikation der Insekten bis 1920 ein Geheimnis. Erst dann entdeckte Karl von Frisch von der Universitaet Muenchen die Wichtigkeit des Bienentanzes. Der oesterreichische Zoologe Von Frisch hatte eine lebenslange Leidenschaft den Bienen hinterherzuspionieren. Er gewann den Nobelpreis fuer seine Entdeckung und Beschreibung des Honigbienennahrungstanzes, wahrscheinlich eines der gefeiertesten Beispiele von Kommunikation in der Wildniss. Frisch baute spezielle Bienenstoecke mit Glasfenstern die ihm erlaubten genau zu beobachten, was im Inneren des Stocks vor sich ging. Was er beobachtete war das Kommunikationssystem zwischen den Arbeiterbienen (Feldarbeiter) und dem Rest der Kolonie, der exakt den Ort, die Herkunft und die Qualitaet der Pollen, des Nektars und des Wassers ausserhalb des Bienenstocks bestimmte.

Bienen leben in totaler Dunkelheit im Inneren ihres Stocks. Sie sind ebenso absolut taub. Daher ist der Tastsinn der Wichtigste um mit anderen Individuen zu kommunizieren. Arbeiterbienen, so wurde von Frisch beobachtet, vollfuehren entweder Kreistaenze oder mimen eine Figur die der Zahl 8 gleichkommt, wenn sie zum Stock zurueckkommen. Wie sich herausstellte, bestimmen die Kreistaenze die Herkunft und Quelle der Nahrung, die sich weniger als 50 Meter weit entfernt befindet. Die 8er-Figurentaenze, in denen die Bienen mit ihrem Koerper mit unterschiedlicher Intensitaet wackeln (von Frisch daher auch Schwaenzeltanz genannt), bestimmen die Herkunft von Nahrungsquellen weiter als 50 Meter bis zu einigen Kilometern vom Stock entfernt.



Getanzt wird vertikal im Inneren des Stocks. Der Winkel in dem der Tanz vollfuehrt wird ist relativ zur vertikalen Bienenstockwand und zeigt den Winkel der Nahrungsquelle in Relation der Sonne zum Himmel an. Taenze nach oben bedeuten, dass die Nahrung sich in direkter Richtung gen Himmel befindet, waehrend Taenze nach unten genau das Gegenteil bedeuten. Natuerlich gibt es auch noch verschiedene andere Winkel, die die dementsprechende Position zur Sonne anzeigen. Wenn sich der Tag dem Ende neigt, wird natuerlich auch so der Winkel des Tanzes dem Winkel des Sonnenstands neu angepasst. Die Laenge des Tanzes und ebenso die Anzahl der "Wackler" scheint sich direkt auf die spezifische Entfernung der Nahrungsquelle vom Bienenstock zu beziehen, waehrend die Intensitaet des Tanzes die Qualitaet der Nahrungsquelle bestimmt. Der Geruch der Arbeiterbienen dient ebenso dazu die Nahrungsquelle zu definieren.



Es ist nicht verwunderlich, dass viele Wissenschaftler Frisch's Report mit Skepsis betrachteten. Wie sollten Insekten mit solchen Miniaturgehirnen so spezifisch kommunizieren? In den letzten Jahren testeten Zoologen Bienen auf ihre Faehigkeiten. Einer der beeindruckensten Versuche der unternommen wurde war die Entwicklung einer "mechanischen Biene", eines lebensgrossen Miniaturroboters den man mit Bienewachs bedeckte, und dessen Bewegungen man fernsteuern konnte. Natuerlich kann solch ein Miniaturroboter nicht an sein echtes Vorbild heranreichen, z.B. kann er nicht sofort auf Beruehrung reagieren, was darin resultierte, dass einige Bienen ihrem neuen mechanischen Familienmitglied mit ziemlichen Unmut gegenuebertraten und nicht sonderlich amuesiert schienen. Thomas Seeley, ein Bienenexperte der Cornell Universitaet, stellte nicht ganz ernstgemeint fest, dass die "Roboterbetruegerbiene" wohl nur zu 2% einer "lebendigen Biene" nahekommt.

Der Tanz

Jedoch ermoeglichte es der Einsatz von mechanischen Bienen, sowie experimenteller Techniken die Genauigkeit der Bienenkommunikation zu verfeinern. Obwohl das System nicht absolut perfekt ist, fanden die Zoologen heraus, dass die Richtung um maximal 20 Grad und die Entfernung zur Nahrungsquelle um maximal 15% abweicht.



Es wurde weiterhin festgestellt, dass der Honigbienentanz alles andere als automatisch verlaeuft. Viel mehr veraendert sich der Tanz mit der Art der Zuhoererschaft. Die Kolonie hat eine Vielzahl von Beduerfnissen, wie z.B. die regelmaessige Versorgung mit Pollen, Necktar und Wasser. Die Arbeiterbienen koennen feststellen, welches Gebrauchsgut zur Genuege vorhanden ist und welches Gebrauchsgut aufgestockt werden sollte. Wenn eine Biene mit einer Information ueber einen ueberfluessigen Nahrungstyp in den Stock zurueckkehrt, vollfuehrt sie den Tanz der zur oertlichen Bestimmung dieser Quelle fuehrt nicht. In der Tat vollfuehren die Arbeiterbienen ihre Taenze nur alle zehnmal wenn sie zum Bienenstock zurueckkehren. "Die Biene integriert einige Variablen in ihr Schema", sagt Seeley. Man koennte dies auch als eine denkende Biene bezeichnen.



Um eine zuweit entfernte Nahrungsquelle vom Bienenstock anzuzeigen, tanzt die "Sucherbiene" (zustaendig fuer die Erschliessung neuer Nahrungsquellen) auf den Honigwaben im Stock. Die anderen Bienen versammeln sich und folgen dem Taenzer. Sie immitieren die Bewegungen und nehmen den Geruch wahr, den die tanzende Biene von der Blume mitgebracht hat.



Ist die Nahrungsquelle weniger als 50 Meter vom Bienensock entfernt, tanzt die Biene im Kreis. Ist die Quelle des Necktars oder der Pollen zu weit entfernt, tanzt sie die 8. Die Entfernung, in der der Wechsel zwischen dem Schwaenzeltanz und dem Kreistanz vollzogen wird, variiert bei jeder Unterart der Bienen. Dies sorgt nicht fuer Verwirrung, da die Entfernung immer Konstant vom Bienenstock aus gemessen wird.



Die Bewegungen der "Sucherbiene" hat in jedem Fall grosse Bedeutung fuer die anderen Bienen. Die Richtung und der Winkel ihres Tanzes erschliesst den anderen Bienen die exakte Richtung der Nahrungsquelle. Wenn die "Sucherbiene" in einem Kreis aufwaerts tanzt, wissen die anderen Bienen, dass sie die Nahrung finden, indem sie direkt auf die Sonne zufliegen. Wenn die Biene hierzu noch im Winkel tanzt, wissen die anderen, dass sie sich entweder rechts oder links der Sonne orientieren muessen.



Der 8er-Tanz wird ebenso gebraucht, wenn Bienen sich nach einem neuen Zuhause umsehen. Jede Arbeiterbiene, die ein potenzielles neues Zuhause findet, kehrt zum Bienenstock zurueck und teilt den anderen Bienen ihren favorisierten Platz mit, indem sie die 8 auf der Oberflaeche der Waben tanzt.



Folgerung:

Resultate aus dieser und anderer Studien, zeigen sowohl Flexibilitaet als auch Absicht in der Bienenkommunikation an - zwei wichtige Indikatoren fuer komplexes Wahrnehmungsvermoegen. Seeley nimmt jedoch an, dass diese Taenze ein rein angeborenes Verhalten sind, nachdem bisher nicht nachgewiesen werden konnte, dass Kreis- oder Schwanzeltaenze in irgendeiner Form an junge Bienen weitergegeben werden, da auch diese die Taenze aus scheinbarem Instinkt vollfuehren.



Nichtsdestotrotz teilen Bienen auch Informationen mit wenn sie raeumlich und zeitlich vom Nahrungsstimulus getrennt sind. In der Tat erscheinen Bienen in der Gesellschaft von Menschen ein wesentlich hoeheres Kommunikationswesen zu besitzen als alle getesteten Insekten. Man stelle sich vor, dieses System entwickelt sich weiter. Angenommen eines Tages entwickelt eine Unternehmerbiene einen neuen Tanz, was passiert wenn die Sonne untergeht, bevor die Bienen das verstanden haben? Noch wichtiger, wenn sich dieser Prozess ueber lange Zeit stetig verbessert, wie haetten die Urbienen ueberleben koennen, waehrend das Kommunikationssystem sich staendig weiterentwickelte? Unter den vielen Wundern der Natur zaehlt die Biene zu einer der interessantesten Arten.







Source: Anand's Website