Bienen leben in totaler Dunkelheit im Inneren ihres Stocks. Sie sind ebenso absolut taub. Daher ist der Tastsinn der Wichtigste
um mit anderen Individuen zu kommunizieren. Arbeiterbienen, so wurde von Frisch beobachtet, vollfuehren entweder Kreistaenze oder
mimen eine Figur die der Zahl 8 gleichkommt, wenn sie zum Stock zurueckkommen. Wie sich herausstellte, bestimmen die Kreistaenze
die Herkunft und Quelle der Nahrung, die sich weniger als 50 Meter weit entfernt befindet. Die 8er-Figurentaenze, in denen die
Bienen mit ihrem Koerper mit unterschiedlicher Intensitaet wackeln (von Frisch daher auch Schwaenzeltanz genannt), bestimmen die Herkunft
von Nahrungsquellen weiter als 50 Meter bis zu einigen Kilometern vom Stock entfernt.
Getanzt wird vertikal im Inneren des Stocks. Der Winkel in dem der Tanz vollfuehrt wird ist relativ zur vertikalen Bienenstockwand
und zeigt den Winkel der Nahrungsquelle in Relation der Sonne zum Himmel an. Taenze nach oben bedeuten, dass die Nahrung sich in direkter
Richtung gen Himmel befindet, waehrend Taenze nach unten genau das Gegenteil bedeuten. Natuerlich gibt es auch noch verschiedene andere Winkel, die die
dementsprechende Position zur Sonne anzeigen. Wenn sich der Tag dem Ende neigt, wird natuerlich auch so der Winkel des Tanzes dem Winkel
des Sonnenstands neu angepasst. Die Laenge des Tanzes und ebenso die Anzahl der "Wackler" scheint sich direkt auf die spezifische
Entfernung der Nahrungsquelle vom Bienenstock zu beziehen, waehrend die Intensitaet des Tanzes die Qualitaet der Nahrungsquelle
bestimmt. Der Geruch der Arbeiterbienen dient ebenso dazu die Nahrungsquelle zu definieren.
Es ist nicht verwunderlich, dass viele Wissenschaftler Frisch's Report mit Skepsis betrachteten. Wie sollten Insekten mit
solchen Miniaturgehirnen so spezifisch kommunizieren? In den letzten Jahren testeten Zoologen Bienen auf ihre Faehigkeiten.
Einer der beeindruckensten Versuche der unternommen wurde war die Entwicklung einer "mechanischen Biene", eines lebensgrossen
Miniaturroboters den man mit Bienewachs bedeckte, und dessen Bewegungen man fernsteuern konnte. Natuerlich kann solch ein
Miniaturroboter nicht an sein echtes Vorbild heranreichen, z.B. kann er nicht sofort auf Beruehrung reagieren, was darin resultierte,
dass einige Bienen ihrem neuen mechanischen Familienmitglied mit ziemlichen Unmut gegenuebertraten und nicht sonderlich
amuesiert schienen. Thomas Seeley, ein Bienenexperte der Cornell Universitaet, stellte nicht ganz ernstgemeint fest, dass die
"Roboterbetruegerbiene" wohl nur zu 2% einer "lebendigen Biene" nahekommt.
Der Tanz
Jedoch ermoeglichte es der Einsatz von mechanischen Bienen, sowie experimenteller Techniken die Genauigkeit der Bienenkommunikation
zu verfeinern. Obwohl das System nicht absolut perfekt ist, fanden die Zoologen heraus, dass die Richtung um maximal 20 Grad
und die Entfernung zur Nahrungsquelle um maximal 15% abweicht.
Es wurde weiterhin festgestellt, dass der Honigbienentanz alles andere als automatisch verlaeuft. Viel mehr veraendert sich der
Tanz mit der Art der Zuhoererschaft. Die Kolonie hat eine Vielzahl von Beduerfnissen, wie z.B. die regelmaessige Versorgung
mit Pollen, Necktar und Wasser. Die Arbeiterbienen koennen feststellen, welches Gebrauchsgut zur Genuege vorhanden ist
und welches Gebrauchsgut aufgestockt werden sollte. Wenn eine Biene mit einer Information ueber einen ueberfluessigen Nahrungstyp
in den Stock zurueckkehrt, vollfuehrt sie den Tanz der zur oertlichen Bestimmung dieser Quelle fuehrt nicht. In der Tat
vollfuehren die Arbeiterbienen ihre Taenze nur alle zehnmal wenn sie zum Bienenstock zurueckkehren. "Die Biene integriert
einige Variablen in ihr Schema", sagt Seeley. Man koennte dies auch als eine denkende Biene bezeichnen.
Um eine zuweit entfernte Nahrungsquelle vom Bienenstock anzuzeigen, tanzt die "Sucherbiene" (zustaendig fuer die Erschliessung
neuer Nahrungsquellen) auf den Honigwaben im Stock. Die anderen Bienen versammeln sich und folgen dem Taenzer. Sie immitieren
die Bewegungen und nehmen den Geruch wahr, den die tanzende Biene von der Blume mitgebracht hat.
Ist die Nahrungsquelle weniger als 50 Meter vom Bienensock entfernt, tanzt die Biene im Kreis. Ist die Quelle des Necktars oder der
Pollen zu weit entfernt, tanzt sie die 8. Die Entfernung, in der der Wechsel zwischen dem Schwaenzeltanz und dem Kreistanz vollzogen
wird, variiert bei jeder Unterart der Bienen. Dies sorgt nicht fuer Verwirrung, da die Entfernung immer Konstant vom Bienenstock
aus gemessen wird.
Die Bewegungen der "Sucherbiene" hat in jedem Fall grosse Bedeutung fuer die anderen Bienen. Die Richtung und der Winkel ihres
Tanzes erschliesst den anderen Bienen die exakte Richtung der Nahrungsquelle. Wenn die "Sucherbiene" in einem Kreis aufwaerts tanzt,
wissen die anderen Bienen, dass sie die Nahrung finden, indem sie direkt auf die Sonne zufliegen. Wenn die Biene hierzu noch im Winkel
tanzt, wissen die anderen, dass sie sich entweder rechts oder links der Sonne orientieren muessen.
Der 8er-Tanz wird ebenso gebraucht, wenn Bienen sich nach einem neuen Zuhause umsehen. Jede Arbeiterbiene, die ein potenzielles neues
Zuhause findet, kehrt zum Bienenstock zurueck und teilt den anderen Bienen ihren favorisierten Platz mit, indem sie die 8 auf der
Oberflaeche der Waben tanzt.
Folgerung:
Resultate aus dieser und anderer Studien, zeigen sowohl Flexibilitaet als auch Absicht in der Bienenkommunikation an
- zwei wichtige Indikatoren fuer komplexes Wahrnehmungsvermoegen. Seeley nimmt jedoch an, dass diese Taenze ein rein angeborenes
Verhalten sind, nachdem bisher nicht nachgewiesen werden konnte, dass Kreis- oder Schwanzeltaenze in irgendeiner Form an junge
Bienen weitergegeben werden, da auch diese die Taenze aus scheinbarem Instinkt vollfuehren.
Nichtsdestotrotz teilen Bienen auch Informationen mit wenn sie raeumlich und zeitlich vom Nahrungsstimulus getrennt sind.
In der Tat erscheinen Bienen in der Gesellschaft von Menschen ein wesentlich hoeheres Kommunikationswesen zu besitzen als alle
getesteten Insekten. Man stelle sich vor, dieses System entwickelt sich weiter. Angenommen eines Tages entwickelt eine Unternehmerbiene
einen neuen Tanz, was passiert wenn die Sonne untergeht, bevor die Bienen das verstanden haben? Noch wichtiger, wenn sich dieser Prozess ueber
lange Zeit stetig verbessert, wie haetten die Urbienen ueberleben koennen, waehrend das Kommunikationssystem sich staendig weiterentwickelte?
Unter den vielen Wundern der Natur zaehlt die Biene zu einer der interessantesten Arten.
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