Wie navigieren Voegel?

Jahreszeitlich bedingte Wanderungen sind Charakteristica vieler Tierarten wie z.B. Fische, Reptilien, Spinnen, Krustentiere, Saeugetiere, aber vor allem Voegel. Es ist bekannt, dass Voegel sehr lange Strecken zuruecklegen, dies kann sich ueber ganze Kontinte und Meere erstrecken und passiert mit grosser Genauigkeit und Regelmaessigkeit. Fast die Haelfte aller bekannten Vogelarten (ca. 5000) ziehen von einem Erdteil zum anderen: einmal im Herbst, von ihren Brutstaetten in Richtung ihrer Winterquattiere und im Fruehjahr wieder zurueck. Die laengsten Strecken legt hierbei die arktische Seeschwalbe zurueck, die ihre arktischen Brutplaetze im Herbst verlaesst und in die Antarktik fliegt, um im Fruehjahr wieder in die Arktik zu fliegen - eine Reise von insgesammt fast 40,000 km. Viele Voegel fliegen nachts fuer einige hundert Kilometer und ruhen dann einige Tage. Die Geschwindigkeit mit der die Voegel waehrend ihrer Reise fliegen, variiert genauso wie die Flughoehe. Das eindruckvollste einer solchen Reise jedoch ist die Genauigkeit, mit der die Voegel an einen ihrer Plaetze zurueckkehren. Ein europaeischer Fliegenfaenger ueberwintert im Sueden Afrikas und kehrt im Fruehjahr nach Deutschland zurueck. Die durchschnittliche Entfernung zwischen den alten und neuen Nistplaetzen betraegt weniger als 2 km. Welcher Mechanismus ermoeglicht den Voegeln eine solche Genauigkeit?

Die Mechanismen der Navigation

  • Visuelle Merkpunkte - es wird angenommen, dass Zugvoegel topographischen Gegebenheiten wie Kuestenlinien, Fluessen und Bergketten folgen. Dies waere besonders hilfreich fuer Voegel, die ihre erste Reise alleine ohne ihre Eltern bestreiten muessen, um so die Flugroute zu erlernen.



  • Der Sonnenkompass - einer der aeltesten Navigationsmechanismen ist der Sonnenkompass. Durch das Beobachten der momentanen Sonnenposition am Himmel und dem kalibrieren der inneren Uhr, koennen z.B. Stare sich staendig neu orientieren.



  • Himmelskoerpernavigation - Steve Emlen der Cornell Universitaet demonstrierte bei Ammern die Faehigkeit sich an den Gestirnen zu orientieren. In einem Experiment teilte Emlen pubertierende Ammern in drei Testgruppen, die tagsueber ohne natuerliches Sonnenlicht auskommen mussten und steckte sie Nachts ins Cornell Planetarium. Eine Gruppe wurde dem normalen Muster des Nachthimmels und deren Sternen ausgesetzt, mit dem Polarstern "Polaris" in richtiger Position. Fuer die zweite Gruppe kreierte Emlen einen kuenstlichen Nachthimmel und plazierte den Stern "Betelgeuse" an die Polstelle. Die dritte Gruppe war zwar einem Nachthimmel ausgesetzt, der aber keine groesseren Hinweise enthielt. Als die Voegel zur herbstlichen Wanderzeit getestet wurden, zeigte die dritte Gruppe keine Richtungspreferenz. Voegel die dem normalen Nachthimmel ausgesetzt waren, orientierten sich in Richtung Sueden. Die Voegel der zweiten Gruppe orientierten sich ebenso in Richtung "Sueden", dies war aber die Richtung, die mit dem Sueden ihres kuenstlichen Nachthimmels korrespondierte.



  • Magnetische Felder - Wie koennen Voegel ein Erdmagnetfeld ausmachen? Eine Form von Eisenoxid, auch bekannt als Magnetid, das von fruehen Seefahrern in Kompassen benutzt wurde, wurde im Gehirn von Tauben, wie auch anderen kleineren Tieren gefunden. Hierauf baut sich die Theorie auf, dass diese Magnetidvorraete mit dem Aufspueren der Erdmagnetfelder zu tun haben. Rotkehlchen in Deutschland zeigten die Faehigkeit, sich in einem total abgedunkelten Raum ohne Zugang zu Solar- oder Himmelskoerperhinweisen zu orientieren. Wurde das Magnetfeld um ihre Kaefige experimentell unterbrochen, aenderte sich ihre Orientierung sofort.



  • Polarisierendes Licht - Voegel zeigen die Faehigkeit Polarisation von Licht zu sehen, dass dem menschlichen Auge verborgen bleibt. Die fuer Voegel sehbare Polarisation ermoeglicht es ihnen einen Sonnenkompass zu benutzen und somit die Position der Sonne zu bestimmen, selbst wenn der Himmel absolut bedeckt ist.



  • Geruch - Einige Experimente mit Tauben haben gezeigt, dass diese sich an "riechenden Wegweisern" orientieren. Andere Wissenschaftler konnten diese Resultate jedoch nicht bestaetigen. Einige Seevoegel kehren immer an die selben Brutstaetten zurueck, die sie aller Wahrscheinlickeit nach am Geruch erkennen.



  • Schallwellen - Es gibt Theorien die behaupten, dass Voegel ebensfalls durch Muster aus Schallwellen navigieren, die dem menschlichen Gehoer verborgen bleiben. Eine spezielle Art von Schallwellen koennen ueber eine grosse Entfernung hinweg von grossen topographischen Gegebenheiten wie Bergketten und grossen Wellen, die sich an Kuesten brechen, erzeugt werden. Gegner dieser Theorie fragen, wie es Voegeln moeglich sein soll diese Hintergrundtoene zwischen all den anderen Toenen, von denen sie umgeben sind, herauszufiltern.



Schlussfolgerung:

Wie navigieren Voegel? Ueber 50 Jahre detailierter Nachforschung ergaben viele Mechanismen der Navigation von topgraphischen "Landkarten" ueber Himmelskoerpernavigation bis hin zur Wahrnehmung von Erdmagnetfeldern. Es ist schwierig sich ein klares Bild ueber die Navigation zu machen, denn experimentelle Resultate einer Vogelart lassen sich oftmals nicht auf andere Arten uebertragen. Ein Grossteil der experimentellen Feldarbeit konzentrierte sich auf Tauben und Arten, die nicht zu den Zugvoegeln zaehlen. Es kann aber festgestellt werden, dass die meisten Voegel wahrscheinlich eine Kombination der oben genannten Navigationssysteme benutzen. Ein Vogel der sich normalerweise am Nachthimmel orientiert, koennte sich wahrscheinlich auch an die Windrichtung bei Bewoelkung halten. Auch hier warten noch viele Untersuchungen auf die Vogelspezialisten, um das Navigationsgeheimnis komplett zu lueften.







Source: Anand's Website